Die Bergstrecke der MzB stellte schon immer hohe Anforderungen an die verwendeten Triebfahrzeuge.
Während die Dampflokreihe U für die Talstrecke bis Kirchberg bestimmt war, sollte für die Bergstrecke eine stärkere Dampflok verwendet werden. Die Firma Krauss / Linz entwarf eine D2-Stütztenderlokomotive, bei der die Achsen des Stütztenders am Hauptrahmen der Lokomotive angelenkt sind und die letzte Kuppelachse einstellen, d. h. die erste Kuppelachse und die spurkranzlose Treibachse sind fix im Rahmen gelagert, die zweite und die vierte Achse haben Seitenspiel.
Es wurden vorerst vier Heißdampf-Zwilling- und zwei Naßdampf-Verbundlokomotiven bestellt (Mh.1 - 4, Mv.1 und 2). Im Betrieb zeigten sich die Vorteile der Heißdampfausführung, daher wurden zwei weitere Heißdampf-Lokomotiven (Mh.5 und 6) bestellt. Diese Triebfahrzeuge gehörten zu den stärksten Schmalspur-Dampflokomotiven ihrer Zeit, die dynamischen Probleme einer derart starken Lok bei einer Spurweite von nur 760 mm wurden einwandfrei beherrscht (vor 100 Jahren!), auch die Lieferungen erfolgten termingerecht.
Die Mh.6 wurde am 15.06.1908 geliefert (mit Kobelrauchfang), die Leistung der Mh.6 beträgt in etwa 450 PS, dies reicht aus, Züge mit 120 to bei einer Geschwindigkeit von 30 km/h über die 27 Promille-Rampe von Laubenbachmühle bis Gösing zu ziehen.
Der Besucherandrang in den ersten Jahren war jedoch so stark, daß mit dem Dampflokbetrieb kein Auslangen gefunden werden konnte, die Mh.6 wurde daher nur kurze Zeit (bis zur Elektrifizierung 1911) auf der MzB eingesetzt, anschließend auf der Zweigstrecke nach Gresten. Noch während der Diesel-Lok-Ära auf der Krump'n wurde die Mh.6 für schwere Güterzüge benötigt. Erst mit Inbetriebstellung der Diesellok-Reihe 2095 um 1960 machte die Mh.6 für die MzB entbehrlich, sie wurde nach Gmünd zu den Waldviertler Schmalspurbahnen überstellt.
Anläßlich des Jubiläum 75 Jahre elektrischer Betrieb fuhr 1986 wieder eine Dampflok (Mh4 / 399.04) auf der MzB, mußte aber anschließend wieder nach Gmünd überstellt werden.
Eine Gruppe von engagierten Eisenbahnern wollte aber eines dieser Triebfahrzeuge dauernd für die Stammstrecke erhalten, 1987 wurde die Mh.6 (399.06) wieder nach St. Pölten überstellt und in den Jahren 1988 / 89 bei mehreren Dampfsonderzügen eingesetzt.
Ab Sommer 1989 wurde die Mh.6 einer Hauptrevision unterzogen. Dabei erhielt der Kessel in der Bundesbahnhauptwerkstätte Knittelfeld eine neue Feuerbüchse und eine Neuverrohrung. Rahmen, Laufwerk, Triebwerk, äußere Verrohrung und Verblechung wurden in St. Pölten in großteils freiwilligen Arbeitsstunden instandgesetzt, wobei soweit wie möglich der Auslieferungszustand von 1908 wiederhergestellt wurde.
Am 21.04.1993 wurde die Mh.6 nach 3 1/2-jähriger Aufbereitungszeit zum erstenmal wieder angeheizt und ist seither das Schmuckstück derMariazellebahn. 1994 wurde sie an ÖBB Nostalgie übertragen und im Heizhaus Obergrafendorf stationiert.
Hinweis für Nostalgiefreunde: Die Mh.6 ist eine Heißdampf(!) - Lokomotive und technisch einwandfrei restauriert, sie werden daher bei den Nostalgiefahrten - besonders bei schönem Wetter - die klassischen Attribute einer Dampflok (viel Dampf, Rauch, Lärm, etc.) vermissen.
Sorry, aber Mariazellerbahn bedeutet auch gesunde Umwelt!
Technische Daten |
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Achsfolge | : | D2-h2St | |
Spurweite | : | 760 mm | |
Höchstgeschwindigkeit | : | 40 km/h | |
Leistung | : | etwa 600 PS (441 kW) | |
Dienstgewicht | : | 45,08 t | |
Reibungsgewicht | : | 30,08 t | |
Brennstoffvorrat | : | 1,92 t | |
Wasservorrat | : | 5 m³ | |
Länge über Kupplung | : | 11.665 mm | |
Treibraddurchmesser | : | 920 mm | |
Laufraddurchmesser | : | 660 mm | |
Gesamter Achsstand | : | 8.100 mm | |
Zylinderdurchmesser | : | Mh: 410 mm Mv: 370 mm (Hochdruck) 550 mm (Niederdruck) |
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Kolbenhub | : | 450 mm | |
Kesseldruck | : | 13 kg/cm² | |
Rostfläche | : | 1,59 m² | |
Anzahl der Heizrohre | : | 96 (Mh) 166 (Mv) |
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Anzahl der Rauchrohre |
: | 15 (Mh) 0 (Mv) |
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Rohrlänge | : | 4.100 mm | |
Heiz- und Rauchrohre | : | 72,33 m² (Mh) 88,52 m² (Mv) |
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Verdampfungs- heizfläche |
: | Mh: 78,85 m² (feuerberührt) - 90 m² (wasserberührt) Mv: 95,04 m² |
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Überhitzerheizfläche | : | 22,55 m² (Mh) 0 (Mv) |
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Steuerung | : | Heusinger | |
Hersteller | : | Krauss / Linz | |
Ordnungsnummern | : | 399.001 - 006 299.001 98.550(ex 299.002) |
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Baujahre | : | 1906 (Mh.1 - 4), 1907 (Mv.1, 2), 1908 (Mh.5, 6) |
Die Qualität der Serie Mh zeigt sich auch daran, daß sie noch vollständig erhalten sind:
NÖLB | Bau-Nr. | Baujahr | ÖBB | Standort | aktuell | |
Mh.1 | 5431 | 1906 | 399.01 | Gmünd | in Betrieb, 399.01 NÖVOG | |
Mh.2 | 5432 | 1906 | 399.02 | Pinzgauer Lokalbahn | Ersatzteilspender, SLB | |
Mh.3 | 5433 | 1906 | 399.03 | Pinzgauer Lokalbahn | in Betrieb, Mh.3 SLB | |
Mh.4 | 5434 | 1906 | 399.04 | Gmünd | in Betrieb, Mh.4 NÖVOG | |
Mh.5 | 5924 | 1908 | 399.05 | Grünburg | in Aufarbeitung, ÖGEG | |
Mh.6 | 5925 | 1908 | 399.06 | Obergrafendorf | in Betrieb, Mh.6 NÖVOG | |
Mv1 | 5435 | 1907 | 299.01 | Die beiden Schwesternloks Mv.1 und Mv.2 traf das Schicksal härter, sie wurden zu Schneepflügen umgebaut. |
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Mv2 | 5436 | 1907 | 299.02 |